Hilux Motorreparatur

Leider hat sich meine Vorahnung im Frühjahr 2023 in die Realität umgesetzt. Letztes Wochenende waren wir mit dem Hilux unterwegs. Beim Starten in der Früh sprang der Motor sehr unrund an und rauchte ganz schön. Es dauerte einige Zeit bis er halbwegs rund lief. Bei der Heimfahrt auf der Autobahn nach ca. 5 km ein quitschendes Geräusch, sofort auf die Kupplung und der Motor stand sofort. Mit Glück sind wir noch in eine Pannenbucht gerollt. Nachdem optisch keinerlei Fehler im Motorraum ersichtlich waren, habe ich den Pannendienst angerufen, der auch nach einer halben Stunde mit dem Abschlepp LKW vor Ort war. Hilux ruck zuck aufgeladen und nach Hause gebracht. Da steht er nun und wartet auf einen Spendermotor.

Ich werde meinen Reservemotor überholen lassen und dann den ganzen Motor tauschen.

Aber schauen wir mal, wie die Geschichte weitergeht.

Nachdem sich der Motoreninstandsetzer nicht für einen Gesamtauftrag begeistern konnte, empfahl er mir, den Motor selbst zu zerlegen und dann nur den defekten Teil zur Revision zu bringen.

Na dann in die Hände gespuckt.Alles rund um den Motor abbauen: Turbo, Kühlung, Zahnriemen, Einspritzleitungen, …
Nach einigen Stunden Arbeit und viel Geduld war alles weg, nur für die Zylinderkopfschrauben habe ich keine 12 Zahn Nuss. Also eine bestellen und warten.

Das ist der aktuelle Stand:

  

So der Zylinderkopf ist herunten und die Begeisterung hält sich in Grenzen! Kolben und Zylinderwand von Zylinder 2 komplett hinüber. Zylinder 4 hat in der Lauffläche einen Kratzer oder Riss, beim Zylinderkopf sind die Stege zwischen Ein- und Auslassventil gerissen. Ist eine bekannte Schwachstelle dieser Motoren. Mit einem Wort, ein kapitaler Motorschaden.

Nachdem ich ja einen kompletten 2. Motor liegen habe, werde ich diesen revidieren und dann einbauen. Jetzt heißt es einmal zu klären, was und wie ich den „neuen“ – alten Motor aufbereite. Dieser liegt schon seit ca. 10 Jahren in meiner Garage.

In einem Telefonat mit Michi Waldl wurde mir meine geplante Vorgehensweise bestätigt. Der Ersatzmotor sollte / muss komplett zerlegt und geprüft werden. Also Kopf, Ölwanne, Frontdeckel, Einspritzpumpe, Schwungmasse, … alles abmontieren. Geht alles relativ schnell. Was mir aber auffällt, dass der Kühlkreislauf stark verrostet bzw mit Ablagerungen versaut ist. Also auch den Ölkühler raus.

Die Reinigung war eine einzige Sauerei. Motorkühlung wurde mit Wasser durchgespült. Unglaulich viel Rost kam dabei raus. Am Kopf waren auch die Kühlkanäle bei der Kopfdichtung ziemlich zu. Diese habe ich dann mit dem Drehmel vom Rost befreit und ordentlich gespült.
Der Motoblock war auch mit sehr viel Ölschlamm belegt. Ich habe dann auch noch die Pleuellager an der Kurbelwelle geöffnet, um zu prüfen ob irgend welche Schäden zu erkennen sind – alles bestens!

Vom kaputten Motor wurden folgende Teile übernommen:

  • Einspritzpumpe (generalüberholt)
  • Lichtmaschine (ist erst 2 Jahre alt)
  • Ansaugbrücke
  • Auspuffkrümmer mit Turbo
  • Ventildeckel
  • Schwungmasse
  • Kupplung
  • Sämtliche Kühlschläuche

Neu kam:

  • Wasserpumpe
  • alle Simmeringe und Dichtungen
  • Überholter Starter
  • Glühstifte
  • Zylinderkopf

Vom Spendermotor bleibt:

  • Motorblock mit Stirn- und Rückdeckel, Ölkühler
  • Einspritzdüsen überholt
  • Servopumpe 
  • Nockenwelle

Der Motorzusammenbau war fast nur Schraubarbeit. Beim Zylinderkopf ging ich genau nach Werkstättenhandbuch vor, damit es ja dicht ist. Der Zahnriemen war bei ausgebauten Motor ein Kinderspiel. Die Einspritzpumpe setzte ich genau auf die Markierung (wie es auch vorher war). Innerhalb eines Tages war der Motor bereit zum Einbau.

Zuerst musste aber der Rest des kaputten Motors raus. Mit Hilfe von Christian und seinem Motorkran war der Motor rasch heraußen – Platz ist ja genug im leeren Motorraum.Dann wurde die Schwungmasse und die Kupplung auf den „neuen“ Motor umgebaut. Christian hat in einer nacht und Nebelaktion noch schnell einen passenden Kupplungsdorn gedreht -Danke nochmals!

Der Einbau des überholten Motor war im Nachhinein gesehen ebenfalls einfach. Herausforderung war nur, den Motor genau auf die Getriebewelle zu bringen. Wenn dies geschafft ist, ist es „nur“ mehr Schrauberei. Die größte Geduldsprobe war eine Schraube des Startes, die von hinten angeschraubt werden muss. Nach Ausbau des Dieselfilters kam man halbwegs zur Schraube, aber mehr als eine 1/8 Umdrehung auf einmal war nicht möglich und dazu kniete ich über dem Motor und verrenkte mir die Hände um den Ringschlüssel zu drehen. Aber mit viel Ooommm und Pausen war auch das geschafft.
Kabel, Kühlung, Servo, Lichtmaschine, Auspuff, … irgendwann war alles offensichtlich an seinem Platz. Die Einspritzpumpe ließ ich noch abgesteckt (Tipp von Manfred) und orgelte den Starter so lange, bis sich ein Öldruck aufgebaut hatte. Danach ESP wieder angesteckt, Einspritzleitungen an den Düsen offen und wieder Starter orgeln, bis Diesel rauskommt. Leitungen an den Düsen festziehen und dann kommt der große Moment – wird er anspringen, wenn ja wie?

Was soll ich sagen, der Motor sprang sofort an und lief gleich viel runder als der Alte. Ich konnte es kaum glauben! Bei der Servopumpe hatte ich eine Verbindung vergessen anzuziehen, da kam Servoöl raus. Angezogen und alles ist dicht – unglaublich! 

Nach einer ersten kleine Proberunde erfolgte eine nochmalige Kontrolle, alles dicht! Nun Kühlerreinger rein in den Kühlkreislauf und eine halbe Stunde laufen lassen. Danach die Kühlflüssigkeitssuppe ablassen und ordntlich spülen. Danach kam neue Kühlflüssigkeit rein. Alles wieder gut.
Einzig die Servopumpe macht beim Lenken noch Geräusche. Die muss ich nochmals entlüften.

Alles im Allem eine machbare Reparatur. Werkzeugmäßig fast alles mit 10, 12, 14, 17 und 19mm Schlüssel machbar. Einzig für die Zylinderkopfschrauben braucht man eine 14mm 12 Zahn Nuss und einen Drehmoment Schlüssel. Als hilfreich haben sich auch meine beiden Akku Schlagschrauber heraiusgestellt.

Monetär hat das Ganze ca. € 3500,- gekostet. Die Hauptkosten waren ESP mit Düsen 1,45k, Zylinderkopf 1,25k, Ersatzmotor 0,4k und der Rest sind Dichtungen, Flüssigkeiten und Kleinkram. Arbeitsmäßig waren es geschätzt 30 – 40 Stunden.